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Impuls: Es braucht uns

7. November 2015 - Am Weg, Social Media
Impuls: Es braucht uns

[Anja Appel] Jetzt, wo der Ökumenische Pilgerweg für Klimagerechtigkeit in Salzburg vorläufig endet (Ende November geht es ja dann nach Paris), stellt sich mir eine drängende Frage. Einerseits haben wir auf dem Weg so viele Menschen getroffen, die das Thema Klimaschutz bewegt, und die deshalb etwas zu verändern suchen. Andererseits haben wir auch immer wieder Skepsis vernommen,  wenn es um die politischen und ökonomischen Impulse ging. Und natürlich waren wir auch in der Abgeschiedenheit als PilgerInnen mit der Realität des dominanten Lebensstils konfrontiert. Letzteren, vor allem basierend auf Konsum von energieintensiven Produkten, schlechter CO2-Bilanz, aufwendigem Transport und Ausbeutung von Natur und Menschen, führe ich auf ein Grundproblem zurück: emotionale Bedürftigkeit nach echter Anerkennung durch die Gemeinschaft. Dies wiederum basiert auch auf einem Mangel an Vertrauen, dass jedeR von uns geliebt ist. Leider gibt es dafür keine allgemeine Lösung,  sondern nur den individuellen Weg.

Dennoch ergibt sich daraus für mich die oben angekündigte drängende Frage: wie schaffen wir es, dass Menschen ihr Grundbedürfnis nach ’sich angenommen und anerkannt fühlen‘,  konsumfrei oder mindestens -reduziert stillen können? Mein Pilgerkollege Ferdinand drückt es immer so aus: „Wie kommt mehr Liebe in die Welt?“

Um die entscheidende Trendwende im Klimaschutz, und das heißt im weltweiten Ressourcenverbrauch und im finanziellen Ausgleich zwischen Gesellschaften sowie in Wirtschaft und Handel, zu erreichen, braucht es selbstverständlich mehr. Und zwar schnell, bitte! Es braucht international verbindliche Vereinbarungen zum weltweiten Ressourcenverbrauch und finanziellen Ausgleich zwischen Gesellschaften, die exekutiert werden und auch sanktionierbar sind. Es braucht die Stärkung lokaler und regionaler Energie-Initiativen und Wirtschaftskreisläufe. Es braucht die Einberechnung aller realen (ökologischen und sozialen) Kosten in den Preis von Lebensmitteln, Konsumartikeln und Mobilitätsangeboten (inkl. Straßen). Es braucht ein für die Menschen transparentes Budget, bei dem sie mitreden dürfen, für welche Leistungen die Gesellschaft aufkommen, einspringen soll. Es braucht dringend die Besteuerung von Kerosin und Finanztransaktionen. Es braucht die Schließung von Steueroasen. Es braucht ein Umdenken hin zu mehr „von Anfang an Gutes“ machen statt „Schlechtes weniger schlecht“. Es braucht uns als Aktivistinnen und Aktivisten heute und morgen dafür, dass dies alles in Gang kommt.