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5. Tag: Von der Wiege bis zur Wiege

22. Oktober 2015 - Am Weg
5. Tag: Von der Wiege bis zur Wiege

[Ferdinand Kaineder] #Klimapilgern sieht Beispiele. Heute haben wir ein Beispiel gesehen, erlebt, das „cradle to cradle“ lautet. Also: Von der Wiege bis zur Wiege. Wir starten in Gerersdorf vor der Kirche. Neue Mitpilgerinnen und Mitpilger haben sich eingefunden. Maria weist uns zwanzig PilgerInnen den Weg als einheimische kfb-Frau. Jugendliche von der Landwirtschaftlichen Fachschule nehmen mit uns die etwa 23 km bis nach Melk unter die Schuhe. Es ist kühl und trocken. Wir beginnen mit der Selbstverpflichtung, die von der methodistischen Kirche in Österreich in Richtung #Klimagerechtigkeit formuliert wurde. Das Gebet, das vor allem auch die sozialen Folgen des Klimawandels aufnimmt, nehmen wir mit auf den Weg.

Pielach und Papier

5_pielach_IMG_3619Es geht verschlungene Güterwege und Strassen dahin, bis wir am Uferweg an der Pielach entlangwandern. Wildpferden begegnen wir genauso wie urromantischer Fluss- und Uferlandschaft. UnserZiel heute ist die Druckerei gugler* vor Melk. Ich durfte den Pionier der nachhaltigen Durckerei Ernst Gugler schon früher einmal kennen lernen. Verena und Philipp haben ihrer Begeisterung für ihre „cardle to cradle“-Druckart freien Lauf lassen. Sie waren die ersten weltweit, die diese absolut nachhaltige Drucktechnologie verwirklicht haben. Ein pfiffig gezeichnetes Video (in der eigenen Agentur gemacht) zeigt die Zusammenhänge. Schon der Firmen-Bau ist aus Holz und gestampftem Lehm. Oben ist ein Raum der Stille für Rückzug und Meditation. Gesundes Essen ist selbstverständlich. Die Philosophie lautet: Es nützt nichts, wenn wir schlechte Dinge und Abläufe weniger schlecht machen. Es muss von Anfang an gut sein. Alles muss 100% in die Natur oder als Natur 5_Gugler_IMG_3672zurückgeführt werden. Also nicht von der Wiege zur Bahre, sondern wieder in die Wiege. Der Kreislauf wird zu 100% nachhaltig geschlossen. Ernst kommt zu uns direkt aus Wien. Er erzählt, dass es nicht einfach ist am Markt, dieses „cradle to cradle“ in das Produkt zu packen und dann mit anderen, die sich da wenig antun, preislich mitzuhalten. „Es ist aber eine Lebenshaltung. Werte, die ich privat lebe, sollen auch beruflich gelten.“ Wir sind be-ein-druckt von dieser Idee und der Realisierung. Wir bekommen diese „Gesamtidee“ mit in den Rucksack der Alternativen, der sich immer mehr füllt und schwerer wird. Auch die Küche der Firma dürfen wir genießen mit Bio-Aufstrichen, Bio-Brot und Bio-Säften. Es schmeckt uns, es schmeckt einfach gut.

Ich gehe mit euch

5_gugler_banner_IMG_3666Ernst Gugler geht mit uns zu Fuß ein Stück mit hinüber zum Stift Melk. Er zeigt uns den Weg. Bei der Kreuzung oben zweigt er ab. Einen Holzstock in der Hand geht eine halbe Stunde weiter zu Fuß nach Hause. „Gott segne euch“, ruft er noch herüber, der selber viel meditiert. „Sei behütet“, klingt es von uns hinüber. „Gut, dass hier die Kirchen auch ihren Beitrag einbringen“, meint er noch am Weg. Er arbeitet mit an der spirituellen Öffnung der Gesellschaft. Und davor vor allen: „Es ist gar nicht so einfach, heute im Kreise der Wirtschaft von Liebe und Achtsamkeit zu reden.“ Er tut es. Es war so interessant, dass wir wieder einmal im Finsteren das Stift Melk erreichen. Nach einem ganz intensiven Gespräch beim einfachen Abendessen, erkundige ich mich etwas über die „Vorgänge in der Welt“. Enttäuschung kommt auf. Die OÖ-Landesregierung wird von 9 Männern gestellt. Die einzige Frau wurde in einer Kampfabstimmung in der VP hinausgewählt. Meine Lust, bei diesem Klimapilgern durch OÖ zu gehen, ist weit gesunken. Irgendwie habe ich das Gefühl, wir gehen Richtung Mittelalter.

Text und Bilder: www.kaineder.at