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10. November: PILGRIM: Bildung für Nachhaltigkeit braucht langen Atem

12. November 2015 - Presse

Bilanz des „Ökumenischen Pilgerweges für Klimagerechtigkeit in Österreich“ aus der Sicht von PILGRIM: Ohne Bildung keine Nachhaltigkeit – dem muss sich auch die Politik stellen.

Am Montag haben sich die österreichischen Bischöfe beim Studientag ihrer Herbstkonferenz in der Abtei Michaelbeuern intensiv mit der Enzyklika „Laudato si‘“ befasst. Zur selben Zeit fand im Innsbrucker Haus der Begegnung die Veranstaltung „Die Sorge um das gemeinsame Haus“, bei der P. Dr. Martin Lintner vom Servitenorden die Grundlinien der weltweit diskutierten jüngsten Enzyklika von Papst Franziskus nachzeichnete und der PILGRIM-Mitarbeiter Rembert J. Schleicher von den Klimapilger/innen Projekte und Ideen aus dem „Rucksack der Alternativen“ auf derem Weg von Wien nach Salzburg präsentierte. Besonderen Eindruck machten dem „KlimaPILGRIM“ Schleicher die Vorschläge der Schüler/innen zweier PILGRIM-Schulen in Yspertal (Höhere Lehranstalt für Umwelt und Wirtschaft des Zisterzienserstiftes Zwettl) und Vöcklabruck (Neue Mittelschule der Franziskanerinnen). Die Elfjährigen (!) in Vöcklabruck schlugen etwa vor: „Zu Fuß in die Schule und zum Einkaufen gehen, die Altbauten besser nützen anstatt den Boden zu versiegeln, und beim Einkaufen darauf schauen, woher die  Lebensmittel sind.“ Der ganze Pilgerweg habe deutlich gemacht, so Schleicher, dass Nachhaltigkeit lehr- und erlernbar ist.

Nach 22 Tagen hatten die vier am 17. Oktober in Wien gestarteten Klimapilger/innen am 7. November Salzburg erreicht. Tageweise wurden sie von insgesamt etwa 350 Personen begleitet. Am 8. November wurden einige von ihnen, darunter auch Rembert Schleicher für die Bildungsinitiative PILGRIM, im Garten der Kulturen der Salzburger Pfarre Itzling im Rahmen einer ökumenischen Sendungsfeier beauftragt weiterzugehen. Sie werden die letzten drei Tagesetappen nach Paris zum Weltklimagipfel Ende November mit den aus Deutschland und Belgien kommenden Klimapilger/innen mitgehen.

Johann Hisch, Direktor von PILGRIM, sieht in diesem „Marsch auf Paris“ ein probates Mittel, die politisch Verantwortlichem bei der Pariser Konferenz in die Pflicht zu nehmen, gute und global verbindliche Entscheidungen für Klimagerechtigkeit zu treffen. Um den Klimawandel zu stoppen, brauche es eine Änderung des Lebensstils aller Menschen auf dem Globus, wie es Papst Franziskus in der Enzyklika „Laudato si‘“ (LS111) eindrücklich gefordert hat. Zusätzlich zu den politischen Aktivitäten, die die Entscheidungen in wirtschaftlicher und sozialer Ebene betreffen, müsse jedoch in den nächsten Jahren die Bildung neue Akzente setzen. So fordert der Papst von der Pädagogik die Entwicklung einer neuen ökologischen Ethik: „Die Umwelterziehung müsste uns darauf vorbereiten, diesen Sprung in Richtung auf das Mysterium zu vollziehen, von dem aus eine ökologische Ethik ihren tiefsten Sinn erlangt.“ (LS210)

Wirtschafts- und Lebensweise ändern

„Die KlimapilgerInnen haben auf dem Weg ökumenische Texte gelesen, spirituelle Impulse zum Pilgern gesucht und ganz besonders die Enzyklika „Laudato si‘“ von Papst Franziskus gelesen“, erläutert Rembert Schleicher. „Laudato si‘“ stelle klar, dass es „nicht zwei Krisen nebeneinander, eine der Umwelt und eine der Gesellschaft gibt, sondern eine einzige und komplexe sozio-ökonomisch-ökologische Krise.“ (LS139). Damit ergänzt der Papst die Kernthemen Soziales und Wirtschaft erstmals mit dem gleichwertigen Komplex Ökologie; die Interdepenz dieser drei Momente sind in der Analyse viel mehr zu beachten.

Kernpunkt ist die Spiritualität

PILGRIM-Direktor Hisch verweist auf den Abschnitt 216 von „Laudato si‘“ und meint: „Der große Reichtum der christlichen Spiritualität, der im Laufe von zwanzig Jahrhunderten aus persönlichen und gemeinschaftlichen Erfahrungen hervorgegangen ist, bietet einen schönen Beitrag zu dem Versuch, die Menschheit zu erneuern.“ Hier müsse die Bildung in allen Gegenständen ansetzen, die Welt mit ihrer Tiefendimension des „Mysteriums“ verstehbar zu machen. Durch diese würde die Erziehung wirksam werden,  „ein neues Bild vom Menschen, vom Leben, von der Gesellschaft und von der Beziehung zur Natur zu verbreiten.“ (LS215). In diesem Verständnis werde PILGRIM seine Anstrengungen intensivieren. Diesen langen Atem der Bewusstseinsänderung müsse aber auch die Bildungspolitik in ihr Aufgabenpaket mit aufnehmen, meint Hisch, ansonsten würden die kurzfristigen Projekte keine Wirkung in Richtung Nachhaltigkeit  zeitigen.

„Dass sich die Österreichische Bischofskonferenz bei ihrer Herbst­voll­versammlung beim Thema Umwelt mit der kirchlichen Selbstverpflichtung aus­einander­setzen wird und entsprechende Beschlüsse zu erwarten sind, ist sehr zu begrüßen“, sagt Hisch und erwartet sich auch von den Bischöfen eine Unterstützung für die interdisziplinäre, interkonfessionelle und interreligiöse bzw. -kulturelle Arbeit von PILGRIM.

http://www.pilgrim.at/